Frühjahrswanderung durch das Seifersdorfer Tal
Am Sonnabend, dem 13. April 2024, startete eine Gruppe wanderlustiger Leute um 10 Uhr am Parkplatz Schönborner Weg in Seifersdorf zu einer vierstündigen Wanderung ins Seifersdorfer Tal sowie zu der Kirche und dem Schloss in Seifersdorf. Aufgerufen hatte die Ortsgruppe Langebrück des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz e. V. Es war schön zu sehen, dass 24 Teilnehmer, nicht nur aus Langebrück, sondern auch aus dem weiteren Umfeld, diesem Aufruf folgten. Geführt wurde die Wanderung von unserem Vorsitzenden, Dr. Thomas Westphalen, der uns kenntnisreich die Besonderheiten des Tals nahebrachte. Seit 1996 befindet sich das Tal im Eigentum des Landesvereins. Bei herrlichem Frühlingswetter wanderten wir vom Parkplatz den Alleenweg zum Gedenkstein für Ludwig Richter, der die Schönheiten des Tals zu schätzen wusste. Weiter ging es zur ehemaligen eisenzeitlichen Wallanlage (600-500 v. Chr.), die den Burgberg sicherte und von der heute nur noch ein kläglicher Rest zu sehen ist. Bis in die 1950er Jahre wurde der einst mächtige Wall zur Gewinnung von Lehm für Haus- und Ofenbau von Seifersdorfer Bauern abgetragen, wie uns Thomas Westphalen erläuterte. Die Wanderung führte auch an abgestorbenen Bäumen vorbei und hier wurden wir auf die Gefahren durch herabfallende Äste ebenso wie durch umfallende Bäume hingewiesen.
Bei einem Spaziergang durch einen Wald sollte man sich dessen immer bewusst sein. An der „Hermannseiche“, einem uralten Relikt einer ehemals stattlichen Eiche, von der heute nur noch durch Seile gesichert abgestorbene Stammreste erhalten sind, hatten wir von der Höhe aus einen wunderbaren Blick in das grüne Rödertal. Westphalen erklärte uns den ungewöhnlichen Flusslauf und seine erdgeschichtlich interessante Entstehung. Wir erfuhren einiges über anstehende Gesteine, den Grauwacken und Granodioriten. Auf blühende Pflanzen, wie zum Beispiel Pechnelken, wurden wir aufmerksam gemacht. Beim Abstieg ins Tal zur beschaulich fließenden Röder, sahen wir die wunderbare Natur aus einem anderen Blickwinkel. Unten im Tal konnten wir neben der zum Landschaftspark gehörenden Musenwiesen ebenfalls einen Bereich anschauen, in dem der Borkenkäfer auch im Seifersdorfer Tal großen Schaden angerichtet hatte. Der Landesverein veranlasste daraufhin vor drei Jahren die Fällungen zahlreicher Fichten. Dieses geschah mit Zustimmung der zuständigen Natur- und Denkmalschutzbehörden. Die damals aufschäumende Kritik konnte nach informativen Gesprächen durch den Landesverein ausgeräumt werden. Ohne Aufforstung entwickelt sich hier jetzt ein naturnaher Laubmischwald. Wir durchwanderten den Landschaftspark mit seinen vielen Denkmälern: Der „Linde der Ruhe“, dem „Altar der Wahrheit“, „Petrarca Hütte“ mit dem „Brunnen von Vaucluse“ und „Lauras Denkmal“, den Denkmälern für Herzogin Anna Amalia und Herzog Leopold l. von Braunschweig, um nur einige der zahlreichen, noch erhaltenen Denkmäler des Tals zu nennen. Die Wiederherstellung des Landschaftsparks und die permanente Pflege der zahlreichen Stationen ist dem Verein Seifersdorfer Thal e. V. zu verdanken. Am „Amor“, einer gusseisernen Statue des Liebesgottes, ließen wir die landschaftlichen Reize des Tals auf uns wirken, die Christina von Brühl und Moritz Graf von Brühl ab 1782 dazu veranlassten, diesen Teil des Rödertales zum sentimentalen Landschaftspark zu gestalten.
Bei der Niedermühle verließen wir das Tal und erreichten nach kurzem Fußweg die „Sieben-Ritter-Kirche“ in Seifersdorf. Hier stellte uns Kirchenvorstand Volker Hantsche die Geschichte Seifersdorfs und die Besonderheiten der Kirche mit ihren beachtenswerten Grabdenkmäler im Chor (die sieben geharnischte, hier seit 1570 bestattete Grundherren darstellen sollen) sowie den Altar und der aus Langebrück stammenden Taufe vor.
Steffi und Ulrike Hantsche, beide „Förderverein Schloss Seifersdorf e. V.“ – die Initiatorinnen der kürzlich begonnenen grundlegenden Sanierung sowie des Schlossumbaus u. a. zu einem Museum – zeigten uns die Gräber der Familie von Brühl an der Kirche und informierten uns über den Stand der Bauarbeiten, den Ergebnissen ihrer jahrelangen intensiven Recherche, zum Beispiel zu den nach 1945 verschwundenen Bilder, Bücher, Mobiliar und Einrichtungsstücken des Schlosses.
Am Ende des Tages waren wir uns sicher, dass wir unsere Frühjahrserkundung von Seiferdorf auch im kommenden Jahr fortsetzen werden.
Text und Fotos: Dr. Petra Westphalen