Sanierung des Fachwerkhaus in Sebnitz

Gestaltung eines Vereins- und Gemeinschaftshauses für Sebnitz

Zu den bemerkenswerten Zeugnissen der jahrhundertealten traditionellen Holzbauweise in der Stadt Sebnitz zählt das unverfälscht erhaltene Fachwerkhaus Pfarrgasse 1a. Das Gebäude steht in unmittelbarer Nähe der protestantischen Stadtkirche im Zentrum des Ortes, welches überwiegend durch die seit Mitte des 19. Jahrhunderts entstandenen Wohn- und Geschäftshäuser geprägt wird. Das kleine, zweistöckige Haus als letztes Gebäude am Straßenverlauf der Pfarrgasse bezeugt die inzwischen verloren gegangene Bebauung. Es ist ein »Relikt« der in dem einstigen Ackerbürgerstädtchen üblichen Baugestaltung. Ihm kommt auf Grund seiner Lage eine besonders hohe städtebauliche Bedeutung zu, da der Straßenraum durch das Haus noch wirkungsvoll begrenzt wird. 

Das nach Urkundenlage im Jahre 1788 erbaute Wohnhaus mit Fachwerkausbildung im Erd- und Obergeschoss befand sich bis zu seiner Sicherung in einem dramatischen Bauzustand. Offensichtlich infolge schon lange zurück liegender Vorschäden war während einer früheren Reparaturmaßnahme in den 70-iger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts die hangabwärts gelegene Gebäudeecke in beiden Geschossen gegen massives Ziegelmauerwerk ausgetauscht worden. Da man dabei aber entweder keine wirksame Reparatur der Dachentwässerung schaffte oder diese zwischenzeitlich funktionsuntüchtig geworden war, zeigte auch die mit Ziegelmauerwerk nicht werkgerecht ausgetauschte Gebäudeecke bereits wieder schwere Bauschäden: Der darauf befindliche Putz und selbst das Mauerwerk waren so stark erodiert, dass der Stein bis in eine Tiefe von mehren Zentimetern zerstört war. Das sich beidseitig anschließende Fachwerkholz und vor allem die Ecke des Dachfußes an dieser Stelle waren infolge der langjährigen Feuchtebelastung schwerwiegend durch Naßfäule und Echten Hausschwamm geschädigt. Holzschäden ähnlicher Art zeigte nahezu sämtliches Fachwerkholz im Erdgeschoss — zusätzlich wegen aufsteigender Feuchte und dem auf dem Gehweg herabfließenden Hangwassers — sowie in unterschädlicher Intensität auch das Holz des Obergeschoßfachwerkes und des Dachstuhles.

Im Inneren waren Unrat und defekte Fußböden während der Freiwilligeneinsätze, d. h. in ehrenamtlicher Eigenleistung durch den Landesverein Sächsischer Heimatschutz durchgeführt, zu Beginn der Arbeiten bereits entfernt worden. Verschiedene leichte Innenwände zeigten gleichermaßen Verschleißerscheinungen unterschiedlicher Art. Für ein Haus dieser Art und dieses Alters relativ gut erhalten waren nur die Decke zwischen Erd- und Obergeschoß sowie der größte Teil des Dachstuhles, bestehend aus Sparrenlagen und Mittellängsaussteifung. Dennoch mußte auch hier umfangreich saniert und ausgetauscht werden — in besonders durchgängiger Weise bei den beiden Giebelgespärren des Daches.

Die Dachhaut war ebenfalls an mehreren Stellen perforiert. Dennoch wäre hier die Schadenslage noch sehr viel größer gewesen, wenn unter der aus dem neunzehnten stammenden Schieferdeckung als damals zeit- und regionaltypische Rechteckschabloneneinfachdeckung auf Gebindesteigung nicht die ursprüngliche Holzschindeldeckung erhalten gewesen wäre (!), die manch andere Fehlstelle noch übergangsweise leidlich dicht hielt. Große Gefahr bestand vor allem durch herabfallende Schiefer, weil insbesondere deren Befestigungsstifte völlig durchgerostet waren und bei nahezu jeder stärkeren Windbewegung mehrere Steine freigaben, die auf den Gehweg fielen und damit die Stadtverwaltung zu mehrfachen Sicherungsverfügungen veranlaßten.

Zwei Nichtfachwerkwände im Erdgeschoß waren aus Bruchstein gemauert mit den üblichen Mängeln wie flacher Gründungstiefe, mangelhaftem Fugenverbund und abgelöstem Putz, zeigten aber keine über dieses übliche Bild noch hinaus gehenden Sonderschäden. Die Ausfachungen des Fachwerkes bestanden aus Staklehm und waren einschließlich verputzmäßig gut bzw. schlecht erhalten. Gleiches war für die z. T. original überkommenen Kastenfenster und die sehr schöne spätbarocke Haustür zu sagen. Nennenswerte Ausstattung, sowohl was außergewöhnliche Denkmalwerte als auch besondere Schadensbilder anbelangt, war nicht festzustellen.

Um das Haus zu erhalten und vor dem unmittelbar drohenden Abbruch zu retten, waren in erster Linie sämtliche Holzkonstruktionen zu sanieren bzw. in Anteilen auch generell zu erneuern (Gewerk Zimmererarbeiten 016), war in zweiter Linie alles zu diesem Zwecke erforderliche unterstützende Mauerwerk neu zu schaffen (Gewerk Maurerarbeiten 012) und war anschließend eine dauerhafte, möglichst endgültige Dacheindeckung und Dachentwässerung zu erreichen (Gewerke Dachdeckerarbeiten 020 im Zusammenhang mit Dachklempnerarbeiten 022). Diese Leistungen erwiesen sich als der „Königsweg” zur Gebäudeerhaltung. Alles andere war vorerst verzichtbar. Weniger als dieser Umfang hätte aber nicht zu zumindest übergangsweise stabilen Verhältnissen geführt und damit den drohenden Abbruch abgewendet. Ziel war der Erhalt des Kulturdenkmales und damit seine Sicherung, nicht jedoch seine eigentliche Sanierung. Somit ist der erreichte Zwischenstand nicht als „unfertig” oder „halb” im Sinne eines fertig sanierten, herausgeputzten Hauses zu verstehen, sondern vielmehr als die 100 %ige Erreichung des Gebäudefortbestandes — und das nicht mit nennenswerten Provisorien, die zu späterer Zeit wieder gegen „Besseres” oder „Richtigeres” zu korrigieren wären, sondern in der für ein dauerhaftes Funktionieren erforderlichen und obendrein einer kompromißlos denkmalgerechten Qualität.

Einem oder mehreren weiteren Bauabschnitten wird es vorbehalten bleiben, auf diesem Stand aufzubauen, mit neuen Fenstern, Türen und Außenputzen das Äußere zu vervollständigen und mit sämtlichen anstehenden Ausbauarbeiten schließlich auch die innere Nutzbarkeit zu erlangen.

Im Kerngewerk 016 (Zimmererarbeiten) wurden sämtliche für die Gesamtsanierung des Hauses erforderlichen Leistungen erbracht. Auch in späteren Bauabschnitten wird nach gegenwärtiger Lage der Dinge keine weitere Zimmererleistung mehr nötig sein. Dasselbe trifft auf die Dachdecker- und Dachklempnerleistungen zu. Diese wurden ebenfalls vollständig, dauerhaft und qualitätsvoll erbracht, so dass keine Ansprüche hinsichtlich Umfang, Materialeinsatz oder Verarbeitung offen geblieben sind. Die Maurerarbeiten standen demgegenüber bei einem Fachwerkhaus nicht im Mittelpunkt der Sorge. Sie wurden überall dort assistierend mit erledigt, wo sie für den Erfolg der Zimmererarbeiten — etwa als feste Untergründe und Auflager — die Voraussetzung waren, aber überall da bislang ausgesetzt, wo sie unabhängig davon auch zu späterer Zeit noch geleistet werden können. In diesem Sinne wurden zwar die neu erforderlichen Außenwandanteile einschließlich ihrer Gründung erneuert, aber keine schlanken Innenwände ausgetauscht oder Rohfußböden im Erdgeschoss geschaffen. Diese Arbeiten bleiben dem Fortgang der Sanierung vorbehalten und werden sinnvollerweise im Zusammenhang mit ggf. zu aktualisierenden funktionellen Ansprüchen und den nötigen Ausbauarbeiten erledigt (Abdichtungsarbeiten, Dämmungs- und Estricharbeiten, Parkettleger-, Tischler-, Fliesenleger- und sämtliche Installationsarbeiten etc.).

Im einzelnen wurden folgende vorbereitende Arbeiten ausgeführt (Gewerke 001 Baustelleneinrichtung, 002 Gerüstbauarbeiten und 003 Abbrucharbeiten):

  • Baustelleneinrichtung (incl. Bauwasser- und Baustromanschluss, Container für Schuttberäumung, allgemeine Bauschuttentsorgung, übergangsweise Bautüren),
  • Einrüstung aller Fassaden incl. Dachdeckerfangschutz und Vorhaltung für die Zeitdauer aller Arbeiten,
  • Abbruch der alten Dach- und Giebeldreieckeeindeckung incl. Unterbau und Entsorgung,
  • Ausbau der Lehmgefache und Entsorgung,
  • Abbruch der rückwärtigen Anbauten mit Schleppdach und freistehender Einzelstütze, Abbruch der rückwärtigen EG-Außenwand,
  • Öffnen der Holzbalkendecken, vorerst nur in den wandnahen Teilbereichen, jedoch in Abhängigkeit von der Schadensituation auch in weiteren Anteilen,
  • Ausbau der Haustür und der Außenfenster, in den meisten Fällen zur Bergung und Einlagerung, in minderwertigen Fällen aber auch zur Entsorgung.

An unterstützenden Maurerarbeiten wurde ausgeführt (Gewerke 004 Erdarbeiten, 013 Betonarbeiten und 012 Maurerarbeiten):

  • Bodenaushub zur Freilegung der rückwärtigen EG-Außenwand incl. Zulagen für Hin¬dernisse im Boden,
  • Freilegung einer anstehenden Grube im Erdreich incl. Verfüllung,
  • Fundamentaushub für Streifen- und Stützenfundamente im Bereich der rückwärtigen EG-Außenwand incl. Materialentsorgung,
  • Betonierung der erforderlichen Fundamente in frostfreier Tiefe,
  • Errichtung des Mauerwerkes für die neue rückwärtige EG-Außenwand aus 30 cm Hlz-Porotonziegelmauerwerk incl. Anbindung an das bestehende Bruchsteinmauerwerk der Giebelwand, Anordnung der erforderlichen Öffnungen für zukünftige Fenster und eine Nebeneingangstür sowie Einbau der erforderlichen horizontalen Dichtungsebenen — Errichtung des Mauerwerkes als neue Außenwandaufmauerungen unter den neuen Fachwerkanteilen des EG nach der Straße und im Bereich des hangabwärts gelegenen Giebels in 36,5 cm Vollziegelmauerwerk aus 1NF-Steinen incl. Einbau der erforderlichen horizontalen Dichtungsebenen,
  • Anbringung von Sperrputz und zementgebundener Dichtungsschlämme für bereichweise vertikale Mauerwerksabdichtung auf den wieder von Erdstoff berührten neuen Mauerwerksanteilen,
  • Aufmauern neuer Mauerkronen zwischen den zu erhaltenden bruchsteinernen EG-Außenmauern und der Holzbalkendecke über EG in Vollziegelmauerwerk aus 1NF-Steinen,
  • Liefern und Verlegen einer neuen unprofilierten Granitschwelle im Bereich der straßenseitigen Hauseingangstür, auf welcher die hölzernen Türstiele aufstehen.

Bauzustand nach dem Abriß schadhafter Konstruktionsteile im EG und im OG

 

Mauerwerk der rückwärtigen EG-Außenwand vor Beginn der Arbeiten zum Erneuern des Schwellholzes unter den Deckenbalkenköpfen und dem OG-Fachwerk

 

 

Im Kerngewerk der Zimmererarbeiten 016 wurden ausgeführt:

  • abschnittsweiser Ausbau und Entsorgung des geschädigten Altholzes im Bereich des Außenwandfachwerkes des EG und OG, im Bereich der Decken (vor allem der Auflagerbereiche) und im Bereich des Dachstuhles (vor allem der Sparrenfüße sowie betreffend die Giebelgebinde),
  • damit einhergehend Erstellung und abschnittsweises Umsetzen von Ab- und Unterstützungskonstruktionen,
  • Lieferung, Abbund und Einbau von Bauholz zum art- und dimensionsgleichen Ersatz von Schwellen, Füllhölzern, Stielen, Wechseln, Streben, Rähmen, Balken und Balkenköpfen, Sparren und Sparrenfüßen sowie von Teilen der Dachlängsausteifung — in den wichtigeren Anteilen aus speziell angeliefertem Altholz,
  • Ausbildung der Deckenbalkenauflager teilweise mit Hakenblatt, Kreuzkamm und Schwalbenschwanz,
  • Anschuhung der Deckenbalken über Schlitzbleche und Stabdübel,
  • Profilierung einzelner Austauschhölzer für Schwellen, Füllhölzer und Balken bzw. Balkenköpfe in den vorgefunden historischen Verläufen,
  • Einarbeitung von Nuten in die neuen Deckenbalkenanteile zur Aufnahme der Deckeneinschubbretter (Kriecher und Decker),
  • anteiliger Einbau von Eichenholz im Bereich der beiden Türstiele,
  • Einbau von Verbindungsmitteln in Form von Kleineisenteilen (Bolzen, Holzverbinder, GEKA-Dübel etc.) und auch von Holznägeln an den sichtbaren Fachwerkknoten,
  • Anbringung von Schalungen auf den Dachflächen und an den Giebeldreiecken als Untergrund für die Schieferdeckungen,
  • Anbringung einer Deckleistenschalung mit Kerbschnittfries im OG-Bereich der Gebäuderückseite,
  • Wiedereinbau von herausgenommenen Deckeneinschubbrettern und Ergänzung durch neuangefertigte (Kriecher und Decker),
  • Einbau neuer Fußbodendielungen im OG und Dachbodenbereich,
  • Liefern und Montieren von profilierten Traufbrettern.

Angeschuhte Deckenbalken und auf den Sparren aufgebrachte Dachschalung

In Fachwerkkonstruktion wiederhergestellte Gebäudeecke mit Anschluß an das bestehende Fachwerk mit noch vorhandenen Fensterrahmungen (Bauzustand)

In Zur Dach- und Giebeldreieckseindeckung und -Dachentwässerung (Gewerke 020 und 022) wurde ausgeführt:

  • Aufbringung einer diffusionsoffenen Schalungsbahn,
  • Eindeckung der Dachflächen mit Naturschiefer Rathscheck SIN 120 als Rechteckschabloneneinfachdeckung auf Gebindesteigung aus Schablonen 40 cm x 25 cm mit eingebundenen Anfangs- und Endorten incl. der erforderlichen Fuß- und Firstgebinde sowie der dafür angesetzten Zulagen,
  • Anbringung von Titanzink-Liegerinnen zur Dachentwässerung incl. Fallrohren, Standrohren und deren provisorische Einbindung in die Entwässerungsanlage,
  • Abbruch eines unnötigen Schornsteines bis in Höhe Dachboden und Einfassung des verbleibenden mit Titanzinkblechzarge mit Kappleisten,
  • Montage von Dachzubehör wie Sicherheitsdachhaken, Dachausstieg und Laufanlage,
  • Erneuerung der Zierverschieferung der Giebeldreiecke in verschiedenfarbigem Schiefer kleiner Formate, weitgehend nach originalem Vorbild,
  • Verblechung der Fensterbänke der Giebeldreieckefenster und des Mauerwerksvorsprunges des EG-Mauerwerkes unter dem rückwärtigen Fachwerkgiebel.

Sicherung der hangseitigen Obergeschoß-Fachwerkwand und Wiederherstellung der Giebelverschieferungn

Alle diese Leistungen wurden in guter Ausführungsqualität und bis auf den gegenwärtigen Stand auch mängelfrei ausgeführt. Es gibt keine Ansprüche an die beteiligten Auftragnehmer auf Nachbesserungen.

Der Ausführungszeitraum lag vom August bis zum Dezember 2004. Nach Gerüsterstellung in der 34. KW fand am 23.8.04 der erste gemeinsame Baustellentermin zwischen Vertretern des Bauherren, des AN für die Zimmerer- und Maurerarbeiten, des Architekten, des Holzschutzsachverständigen und der Unteren Denkmalschutzbehörde statt.

Deckenbefund

Am 14.9.04 erfolgte eine restauratorische Untersuchung bestehender Farb- und Fassungsbefunde durch Herrn Nimoth, Abt. Restaurierung des Landesamtes für Denkmalpflege, die aber keine spektakulären Ergebnisse brachte. Am interessantesten erwies sich eine Entdeckung im Fußbodenbereich des Obergeschosses, wo ein Fries mit blaugrauer Spiegeleinfassung auf weißem Fond fragmentarisch war, der möglicherweise einen Beleg für eine ehemalige Außengestaltung des Hauses darstellen könnte (siehe Foto).

In der 42. bis 44. KW fand die Dacheindeckung auf weitgehend fertigem Unterbau statt. Bis auf noch ausstehende Restleistungen war das Gros der Bauleistungen am 29.10.04 abgeschlossen. Beim letzten Arbeitseinsatz des Landesvereines Sächsischer Heimatschutz im November 2004 sind im wesentlichen die Fenster- und Außentüröffnungen mit OSB-Platten wetterdicht und winterfest gemacht worden. In Abstimmung auf der Baustelle und mittels Nachtrag wurde durch den AN noch bis in den Dezember hinein die Ausfachung der geschlossenen Lehmgefache betrieben. Von Anfang an haben der Landesverein Sächsischer Heimatschutz gemeinsam mit der Jugendbauhütte Görlitz regelmäßig durch zwei junge Kräfte unter ständiger fachlicher Anleitung des AN auf der Baustelle Eigenleistungen erbracht, die einem wesentlichen Anliegen der Beteiligten, junge Menschen an traditionelles Bauen heranzuführen, entsprochen haben und die Bestandteil der geförderten nachgewiesenen Leistungen sind. Die vorsorglich im Antrag auf Mittelzuwendung geplante Position von Architektenleistungen wurde zugunsten der notwendig auszuführenden Bauleistungen zurückgestellt und wegen des größeren Umfangs dieser Leistungen in der bauleitenden Betreuung des Vorhabens durch den Architekten vollständig ehrenamtlich erbracht.

Dresden, den 7. Juni 2005
Architekt Dipl.-Ing. Dr. Ralf Peter Pinkwart

Nachbemerkung von Vorstand und Geschäftsführung des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz e. V.:

Mit den beschriebenen und durchgeführten baulichen Maßnahmen und den dazu erbrachten Leistungen konnte das Fachwerkhaus wirksam gesichert und im Rahmen dieses ersten, abgestimmten Bauabschnittes 2004 instand gesetzt werden. Die wichtigste Voraussetzung zur schrittweisen Durchführung der weiteren erforderlichen baulichen Maßnahmen bis zur Wiederherstellung der Nutzungsfähigkeit entsprechend dem Nutzungskonzept vom 30. April 2003 ist damit geschaffen worden. Der Landesverein Sächsischer Heimatschutz lädt weiterhin Freunde und Förderer zu tatkräftiger Mithilfe und zu zweckgebundenen Spenden zur Weiterführung dieses Vorhabens ein.

Projektpartner: Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Freistaat Sachsen, Ostsächsische Sparkasse, Große Kreisstadt Sebnitz. Allen, die 2004 das Projekt durch Förderung, Zuwendungen, ehrenamtliche Leistungen und Mithilfe bisher unterstützten, ist zu danken.

Tag des offenen Denkmals 2012 in Sebnitz

Gut vorbereitet für den Tag des offenen Denkmals präsentierte sich das Fachwerkhaus Pfarrgasse 1aDas Motto am Tag des offenen Denkmals am 9. September 2012 widmet sich dem Naturstoff Holz, der seit Menschengedenken ein zentraler Baustoff, in manchen Zeiten und mancherorts sogar der wichtigste ist.

Was macht Holz so bedeutend für Baumeister, Handwerker, Künstler, Hauseigentümer und -bewohner und für Restauratoren und Denkmal- pfleger? Und warum ist Holz geeignet, im Mittelpunkt des Tags des offenen Denkmals zu stehen? Der Baustoff Holz hat hervorragende bauphysikalische und baubiologische Eigenschaften. Holz wirkt wärme- und schalldämmend, feuchtigkeitsregulierend und wird als ästhetisch angenehm empfunden.

Der Fachwerkbau und die Verwendung von Holz für den Innenausbau war einer der herausragendsten Gründe, das bis dahin verfallende Haus Pfarrgasse 1a unter Denkmalschutz zu stellen. Der Landesverein sächsischer Heimatschutz e.V. organisierte in dankeswerter Weise eine Rekonstruktion des Hauses, wobei die Bausubstanz wieder hergestellt bzw. gesichert wurde. Damit bot sich dieses kleine Gebäude für den diesjährigen Tag des offenen Denkmals an.

Interessiert nehmen die Besucher die Präsentationen und Exponate zur KenntnisInteressiert nehmen die Besucher die Präsentationen und Exponate zur KenntnisInteressiert nehmen die Besucher die Präsentationen und Exponate zur Kenntnis

Der Landesverein organisierte für diesen Tag eine Präsentation zum Thema "Holzrestaurierung und Holzerhaltung". Heimatfreunde vom Landesvereins Sächsischer Heimatschutz begleiteten Besucher durch das Haus und wiesen auf bemerkenswerte bauliche Besonderheiten hin. Begleitend und ergänzend gab es auch eine Textilausstellung, die an die frühere regional verbreitete Leineweberei erinnerte.

Herr Tausche an der Werkbank. Der Tischlermeister bei der Vorführung von Handwerkstechniken Dem Thema des Denkmaltages folgend, führte Herr Marco Tausche, Tischlermeister in Pirna, eine Demonstration handwerklicher Techniken der Holzbearbeitung vor. Das Bild zeigt, wie er eine Zarge herstellt, wie sie beispielsweise für eine Schublade benötigt wird, und verwendet dazu eine einfachen Zinkung. Die Zinken sind an dem aufrecht stehendem Werkstück gut sichtbar. Am vierten Brett, dass die Zarge abschließen wird, werden mit Säge und Stechbeitel die Zinken herausgearbeitet. Durch eine keilige Zinkenform zieht sich diese Holzverbindung schon ohne Leim zusammen.  Sauberes und paßgenaues Arbeiten gewährleistet eine hohe Haltbarkeit des hergestellten Stücks. So wie die Zinkung gibt es eine Vielzahl von handwerklichen Techniken in diesem Beruf, die durch die industrielle Massenproduktion und die Verwendung von Spanplatten statt Vollholz in den Hintergrund gerückt ist.  Um z.B. eine auf Gehrung gezapfte Rahmenecke mit Falz herzustellen, bedarf es einer fundierten Fachausbildung oder der Erfahrung eines sehr, sehr versierten Heimwerkers.

Danjana Brandes vor einem Exponat im Gespräch mit BesuchernÄhnlich wie in der klassischen Schreinerei haben auch viele der Arbeitstechniken der Zimmerer an Bedeutung verloren. Zimmerei im modernen Bauwesen steht für Verschalungen zum Betonguß und für den Dachstuhl auf Gebäuden kleinerer und mittlerer Größenordnung.  Davon ist der  Fachwerkbau nach alter Väter Sitte, das Zusammenfügen der Zimmer, wie er im historischen Holzbau Anwendung findet, weit entfernt. Um so mehr sind die überlieferen handwerklichen Fähigkeiten wertzuschätzen, die von Berufung und weniger vom Beruf getragen werden. Sie ermöglichen hier den Erhalt historischer Bausubstanz als Zeugnis kultureller Identität auch in unserer sächsischen Heimat. Herrn Tausche und seinen Betrieb können Sie gern auch auf der Websitehttp://www.kugelschrank.de/kennenlernen.

Die junge Sebnitzer Diplom-Künstlerin Danjana Brandes präsentierte im Dachgeschoss unter dem Ausstellungstitel "Schattenkabinett"-Serigrafie und Malerei auf Flachweberei aktuelle Arbeiten.
In ihren zeitgenössischen Webereien tritt sie in die Fußstapfen alter Sebnitzer Leinewebertradition, in einer Stadt, in der einst so viele Webstühle klapperten. Auch wenn sie heute die einzige sein sollte, sieht Danjana Brandes ihre Aufgaben im Bewahren von Traditionen und der Wertschätzung von Handarbeit in Kunst und Gesellschaft. Von der Qualität ihrer Bildwerke waren auch die zahlreichen Besucher begeistert. Zu einem Besuch der Website dieser Künstlerin www.danjana-brandes.de/vita.html sind Sie herzlich eingeladen.

Ca. 150 Besucher besuchten an diesem Tag das denkmalgeschützte Fachwerkhaus in der Sebnitzer Pfarrgasse 1a. Mitglieder des Landesvereins sächsischer Heimatschutz e.V. standen als Ansprechpartner zur Verfügung, wiesen auf die Besonderheiten des Gebäudes und erläuterten das Anliegen des Tages des offenen Denkmals. Das wurde  von den Veranstaltern als ein guter Erfolg gewertet, mit dem sie sich in die bundesweit stattgefundenden kleineren und größeren Veranstaltungen einreihten.